Die Katze - Eigenwillige Samtpfote

    katzenmutterglück

    Die Domestikationsforschung geht heute davon aus, dass die Hauskatze von der Wildkatze (Felis silvestris) abstammt. Der Urahn der domestizierten Hauskatze unter den verschiedenen Unterarten von Felis silvestris, scheint die als Falbkatze bezeichnete afrikanische Wildkatze (Felis silvestris libyca) zu sein. Da diese Unterart am wenigsten aggressiv ist, eignet sie sich am besten für das Zusammenleben mit dem Menschen. Bereits im Alten Ägypten wurde sie als Haustier gehalten.

    Ein Team der Universität Oxford um den Genetiker Driscoll, untersuchte die Gene von fast 1000 Hauskatzen von fünf Kontinenten. Es wurde nachgewiesen, dass alle fünf aufgefundenen genetischen Hauptlinien allein von der Felis silvestris libyca abstammen. Wahrscheinlich erfolgte die Domestikation fünffachunabhängig von einander, in der Region des fruchtbaren Halbmondes im Norden der arabischen  Halbinsel.

    Mit einer Katze holen wir uns ein Einzelwesen ins Haus, das heißt: selbst in der Lebensgemeinschaft mit dem Menschen bleibt die Katze streng ihrem Verhaltensmuster treu. Sie geht als Einzeljäger auf die Pirsch, bei der Kleinheit ihrer Beute auch eindeutig sinnvoll. Daher spricht man gemeinhin von der Katze als Einzelgänger. Hier ist es angebracht zu differenzieren: JA, es gibt diese Stubentiger, die ihr Leben lieber ohne weiter kätzische Gesellschaft verbringen. Ebenso finden sich enge Katzenfreundschaften mit viel Zusammenkuscheln und dem üblichen "nose-to-nose" Begrüssungszeremoniell. Mit anderen Worten ausgedrückt sind Katzen durchaus sozial, allerdings nicht immer gesellig. Sie können Freundschaften schließen, sofern die Sympathie stimmt und sie gewillt sind. Wir wissen, sie haben ihren eigenen Kopf. Katzen beziehen ihre Sicherheit aus ihrem stabilen Zeit-Raum-Gefüge. Für eine überlegene Position scheint unter anderem die Devise, "zur richtigen Zeit am richtigen Ort" ausschlaggebend zu sein.

    Grundsätzlich sollte man sich zwei Katzen bei einer Neuanschaffung nehmen. Am besten zwei gleichgeschlechtliche Tiere, vielleicht sogar ein Geschwisterpärchen. Einer der Gründe liegt im sehr unterschiedlichen Spielverhalten von Kater und Katze. Der Kater bevorzugt Kampfspiele und ist oft rauer im Spiel wohingegen die Kätzin Objektspiele vorzieht. Insbesondere mit dem Einsatz der Pubertät werden die Spiele des Katers oft heftiger als jener der Kätzin. Die unterste Altergrenze für die Übernahme einer Katze sollte 16 Wochen sein, aber besser man holt sie erst mit der Pubert ab dem fünften, sechsten, siebenten Monat zu sich. Der Grund ist einfach: Wenn Katzen bereits mit acht Wochen von der Mutter wegkommen, haben sie nur sehr geringe Chancen für den Erwerb und die Ausreifung Sozialer Kompetenzen. Nur bei manchen Rassekatzen finden wir interessanterweise bereits genetische Veranlagungen. Bis zu 18 Monaten bezeichnet man eine Katze als jung, bis zu acht Jahren als erwachsen und ab acht Jahren sprechen wir von der alten Katze. Auch wenn sie noch viel älter (rund 20 Jahre) werden kann. Die soziale Reife wird mit etwa zwei bis vier Jahren erreicht und erst dann entwickelt sich das Territorialverhalten unserer Katzen, wobei weibliche Tiere territorialer sind denn ihre männlichen Artgenossen.

    Junge Kater werden in der Pubertät von ihren Müttern vertrieben. Dieses Verhalten verhindert Inzucht und ist daher äußerst sinnvoll. Häufig schließen sich solch junge Kater zu Bruderschaften zusammen. Von Kätzinnen ist bekannt, dass sie sich gerne zu  Matriachaten zusammen schließen und oftmals gemeinsam ihre Kitten großziehen.

    Ebenso sind unter wildlebenden oder verwilderten Katzen Zusammenschlüsse zu beobachten, sofern das Nahrungsangebot ausreichend ist. Auch im Mehrkatzenhaushalt bilden sich unter manchen Katzen Freundschaften und bei anderen wiederum handelt es sich mehr um Art Wohngemeinschaften, bei denen man einander lieber aus dem Wege geht – wenn möglich! Eine Katze läßt sich nicht so einfach eine neuen x-beliebigen Freund vor die Nase setzen. Sonst hagelt es ordentlich Protest und Probleme sind vorprogrammiert. Klar, bei Katzen mit Freigang können sie einander viel eher aus dem Wege gehen.

    Da reine Wohnungskatzen ihr Raubtierwesen weniger intensiv ausleben können als Freigänger, benötigen sie mehr Beschäftigungsmöglichkeiten. Zudem sichern Sie bitte zuverlässig Fenster und Balkone. Bei Wohnungskatzen ist größerer Wert auf ein gutes Katzenklomanagement zu legen. Da Katzen Urin und Kot nicht in einer Verhaltenssequenz absetzen, sollte man zwei Katzenklos pro Tier, bei zwei Katzen drei Katzentoiletten und so weiter anbieten. Die Katze wird nie ohne Grund unsauber, auch wenn wir aus menschlichem Ermessen keinen ersehen. Es sind nicht die souveränen, sicheren Tiere, die unsere Wohnung zumarkieren.

    Auch auf ausreichend Kratzmöbel ist zu achten, ebenso wie auf Katzengras und manchmal vielleicht zur Abwechslung und als kleines highlight eine kurze Katzenminze-Session. Mitgebrachte Schachteln, Papiertüten (ohne Henkel) vom Einkauf oder frische Düfte aus der Natur wie Zweige läßt das Herz der Wohnungskatze höher schlagen. Zudem hilft es ihr, mit fremden neuen Gerüchen besser klar zu kommen. Im Gegensatz zum Freigänger lebt die Wohnungskatze in einer sehr eingeschränkten Umwelt. Da die Katze schon an sich ein extremes Gewohnheitstier ist und ihre Sicherheit aus dem Raum-Zeit-Gefüge bezieht, können für die Wohnungskatze kleine Veränderungen immensen Stress bedeuten. Daher sind sichere Rückzugsmöglichkeiten sehr wichtig. Zudem erfreut man die Wohnungskatze, wenn man die dritte Dimension nutzt und ihnen die Möglichkeit für Aussichtsplätze schafft.

    Um sie sinnvoll zu beschäftigen kann man auch Futtersuchspiele einführen. Mit Trockenfutter ist dies leichter möglich und als Alternative bieten sich auch Futterspender an. Der gut sortierte Zoofachhandel bietet vielerlei Intelligenzspiele für Katzen und auch selbst ist rasch etwas zusammen gebastelt. Trockenfutter in einem Eierkarton versteckt oder leere Küchenrollen befüllen... der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Mit Fäden ist immer Vorsicht geboten. Nadel und Faden können für Katzen zum Verhängnis werden - also alles bitte immer gut verstauen. Das interaktive Spiel zwischen Mensch und Katze, 2 - 3 x täglich rund 15 Minuten zumindest, sollte auch immer an der Tagesordnung stehen. Bevorzugt mit jeder Katze einzeln. Das fördert die Bindung, stärkt das Selbstvertrauen, dient dem Energieabbau und tut ihr einfach gut. Katzen jagen bis ins hohe Alter. Ein Freigänger kann durchaus bis zu 10 Stunden am Tag unterwegs sein, auf Mäusejagd ebenso wie einfach auf Streifzügen durchs Revier.

    In Sachen "Erziehung" entscheiden Katzen selber, was sie umsetzen wollen und was nicht. Selbst die lernfähigste Katze wird niemals einem Befehl gehorchen, der für sie unangenehme Folgen hat oder den sie mit Unangenehmen verbindet. Die Erziehung bei Katzen hat ihre Grenze dort, wo bedingungsloser Gehorsam verlangt wird. Sie tun das, was sich für sie aus Erfahrung als lohnend heraus gestellt hat und womit sie sich wohl fühlen.

    Kleiner Tipp: Clickertraining!

    „Was Du auch tust, behandle uns nie wie Hunde! Wir holen keine Zeitungen oder Pantoffeln. Wenn Du einen Diener willst, dann miete Dir einen Hund. Wenn eine Katze sich auf den Rücke rollt und sich tot stellt, dann hast Du ein Problem. Wir haben, im Gegensatz zu Hunden, keine Bosse nötig!" (Morris die Katze)

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