Kleinsäuger - Freunde im Taschenformat

    Neben den zahlreichen Haustierformen unter den Kleinsäugern, gibt es auch jede Menge wildlebender Arten wie Feldhamster, Feldhasen, Waldmäuse, Bilche...). In unseren Wohnzimmern finden sich unter anderen Hasentiere (Kaninchen); Nagetiere (wie Meerschweinchen, Goldhamster, Farbratte, Maus, Chinchilla, Degu...) und immer häufiger auch Frettchen.

    Verhaltensauffälligkeitenn lassen sich auch unter Kleinsäugern feststellen. Um eine artgerechte Haltung und Ernährung zu gewährleisten, sollten wir uns über ihre Herkunft, ihr Wesen, ihr Verhalten informieren. Aus welcher Gegend stammt das Tier ursprünglich? Handelt es sich um ein Gruppentier oder einen Einzelgänger? Für Gruppentiere bedeutet die Gruppe Schutz und da sie aus diesem Grund lange am Gruppenleben teilnehmen, bleiben Krankheiten lange unbemerkt. Auch diese kleinen Wichte benötigen Beschäftigung, sonst werden Ersatzbeschäftigungen gesucht oder es kommt zu Verhaltensauffälligkeiten. Als Beispiel ist der an den Gitterstäben "reißende" Goldhamster zu nennen. Zu 90% liegt die Ursache in Langeweile. Neben Beschäftigungsmöglichkeiten ist ein großes Augenmerk auf artgerechte Fütterung zu legen! Sonst ist der Weg zum Tierarzt gesichert. Ich berate Sie gerne auch bereits VOR der Anschaffung!

    „Die Haustierhaltung ist ein ernstzunehmender Erziehungsfaktor. Sie nimmt in dem Maße an Bedeutung zu, in dem sich eine verstädterte Menschheit der Natur entfremdet.“  (Konrad Lorenz)

    WISSENSWERTESmeerschweinchen

    Die Nagetiere (Rodentia) finden nahezu weltweite Verbreitung und besiedeln eine Vielzahl unterschiedlichster Lebensräume. Das charakteristische Merkmal sind ihre Nagezähne, mit  denen die vier vergrößerten Schneidezähne bezeichnet werden und die ein Leben lang wachsen. Die Nagezähne sind regelmäßig gekrümmt, die des Oberkiefers mehr als die des Unterkiefers. Das Zahnwachstum wird durch die Kautätigkeit reguliert. Das Futter und die sich gegenüberliegenden Zähne sorgen dafür, dass die Zähne nicht zu lang wachsen. Die Backenzähne haben hingegen bei vielen Arten ein begrenztes Wachstum. Bei einigen Gruppen jedoch sind auch die Backenzähne wurzellos und wachsen damit zeitlebens wie zum Beispiel beim Meerschweinchen und beim Chinchilla. Die 20 Zähne des Meerschweinchens wachsen ständig und lebenslang!

    • Meerschweinchen zählen neben den Kaninchen zu den beliebtesten Haustieren im Kinderzimmer. Auch ein Meerschweinchen muss als Fluchttier erst lernen, dem Menschen zu vertrauen. In ihren Käfigen benötigen sie ausreichend Platz für Erkundigungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie sind sehr gesellige Tiere und man sollte ihnen Freilauf ermöglichen. Ihr Käfig sollte dreidimensional strukturiert sein mit Rückzugsmöglichkeiten (Häuschen, Schlafhöhle) und einer erhöhten Liegefläche. Auch für diese kleinen Wichte ist der Standort ihrer Unterkunft wesentlich für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Dieser sollte ruhig und hell gewählt sein. Aber Vorsicht: Meerschweinchen haben nur eine geringe Hitzetoleranz. Zudem sollte der Käfig erhöht und nicht direkt am Boden stehen, weil sich Beutegreifen im allgemeinen von oben nähern. Ihre Hauptaktivitätszeiten liegen in den Morgen- und Abendstunden. Meerschweinchen werden in der Regel nicht stubenrein.
    • Hamster wie der Goldhamster sind zwar recht putzige Gesellen, aber auch für sie gilt ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten in ihrem Käfig oder besser in ihrem Terrarium zu schaffen. Hamster buddeln gerne und es ist eine Freude sie zu beochachten. Durchaus werden sie handzahm, wenn ihre Zähne und ihre Flinkheit auch nicht zu unterschätzen sind. Ihnen beim Füllen ihrer Backentaschen zuzusehen ist sehr amüsant. Als Streicheltiere eignen sie sich in ihrer Zerbrechlichkeit nicht. Da ihre Aktivitätszeit in die Nachtstunden fällt, sind Hamster für Kinder eher ungeeignet. Sie sind weit weniger gesellig als Meerschweinchen oder Kaninchen, man kann sie daher guten Gewissens alleine halten.
    • Chinchillas sind sehr bewegungsfreudig und benötigen daher unbedingt eine große Voliere mit Kletter- und Springmöglichkeiten in mehreren Etagen. Wie Kaninchen und Meerschweinchen sind sie Gruppentiere und dürfen nicht alleine gehalten werden. Vor der Anschaffung sei zu beachten, dass Chinchillas vergleichsweise viel Dreck machen und nicht stubenrein werden. Für die Fellpflege benötigen sie regelmäßige Sandbäder. Findet sich im Käfig kein entsprechender Seitenschutz, wird der Sand rasch weiträumig verteilt. Zurdem sind die Haare des Chinchillas sehr fein und werden bei Schreckreaktionen und im Fellwechsel abgestoßen. Bei empfindlichen Menschen kann dies zu Allergien führen. Auch bezüglich der Fütterung ist der Chinchilla nicht einfach zu halten und neben den Degus sind für sie die strengsten Ernährungsrichtlinien einzuhalten. Frischfutter und Leckerchen dürfen nur selten gereicht werden und nicht immer werden sie vertragen. Da Chinchillas Fluchttiere sind, mögen sie es nicht besonders hoch genommen zu werden. Verhaltensauffälligkeiten sind häufig zu finden, insbesondere bei Einzelhaltung, bei Stress und wenn sie keine Möglichkeit haben ihrem Bewegsungsdrang nachkommen zu können. Für kleine Kinder sind Chinchilla ungeeignet.
    • Farbratten stammen von der Wanderratte ab und vermutlich wanderten sie im 18. Jahrhundert von Asien nach Europa ein. Ratten sind sehr soziale, intelligente und anhängliche Tiere. Da die sie sehr neugierig und verspielt ist, müssen ihr umfangreiche Beschäftigungsmöglichkeiten wie Spiel- und Klettermöglichkeiten geboten werden. Reine Käfighaltung ist auch für sie ungeeignet. Viele lernten sie zu schätzen, weil sie rasch mit ihren Menschen vertraut werden und sie sehr lernfähig sind. Die Ernährung sollte auch bei ihnen ausgewogen und artgerecht sein: Sie bevorzugen Körner, Nüsse, Obst und Gemüse und ab und zu benötigen sie etwas tierisches Eiweiß.

    Kaninchen werden häufig fälschlicherweise als Nagetiere bezeichnet, obgleich sie zu den Hasentieren (Lagomorpha) zählen. Allerdings gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Kaninchen und Nagetieren: Wie die Nagetiere so haben auch Kaninchen vier vergrößerte Schneidezähne, die ein Leben lang wachsen und die typische Lücke vor den Backenzähnen aufweisen. Die Kaninchen kommen wie die meisten Nagetiere ohne Fell zur Welt. Das wichtigste Merkmal der Hasentiere ist, dass dicht hinter den oberen Nagezähnen ein kleines Zahnpaar sitzt, das den Nagetieren fehlt! Wegen diesem Zahnpaar gab man den Hasentieren früher den Namen Doppelzähner (Duplicidentata) und betrachtete sie als abweichende Gruppe der Nager. Zu einer eigenen zoologischen Gruppe wurden die Hasentiere erst zu Anfang des 20. Jahrhunderts ernannt: Zu jener der Lagomorpha. Kaninchen sind wie die Meerschweinchen Gruppentiere!

    Kaninchen haben zwar auch einen regen Stoffwechsel, aber im Gegensatz zu Meerschweinchen werden sie häufig stubenrein, was den Freilauf erleichtert. Im Idealfall dürfen sie Tag und Nacht in der Wohnung oder zumindest in einem Zimmer umherhoppeln. Denn, Kaninchen sind äußerst bewegunsfreudige aktive Tiere, was ihre langen Hinterläufe beweisen. Sie lieben es zu buddeln, zu springen, zu  rennen und einfach soziale Kontakte zu pflegen. Da Kaninchen unter einander eine strenge Rangordnung haben, benötigt auch jedes seine eigene Schlafhöhle und sie müssen einander aus dem Wege gehen können. Handelsübliche Käfige, Gitterkäfige sind leider meist zu klein. Auch für sie sind Erkundigungs-und Beschäftigungsmöglichkeiten wichtig und eine artgerechte Futterauswahl essentiell. Selbstverständlich kann man sie auch in einem gegen Marder und CO gut gesicherten Freilaufstall im Garten halten. Schattenplätze sind auch für Kaninchen sehr wichtig. Hält man sie großteils in einem Käfig, so sollte der Freilauf morgens und abends gestattet sein, da Kaninchen über die Mittagszeit ruhen.

     

    frettchen

     

    Frettchen findet man auch immer häufiger in den Wohnzimmern. Sie zählen zu der Familie der Marder und der Untergattung der Iltisse. Frettchen sind Fleischfresser. Durch ihre anatomische Besonderheiten des Magen-Darm-Traktes nehmen sie innerhalb der Carnivorenfamilie eine Sonderstellung ein. Ihnen fehlt der Blinddarm um zellulosehaltige Nahrung zu verdauen. Zudem verfügen sie nur über einen kurzen Dickdarm. Besonderheiten, die bei der Ernährung berücksichtigt werden müssen. Frettchen werden zwar rasch zutraulich und anhänglich, benötigen aber auch viel Beschäftigung.

     

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