Montag, 18 November 2019 17:55

    MIAU, MIAU, MIAU-Vokalisieren der Katze - ein Abriss

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    katzenmutterglckMiau ist nicht gleich Miau. Es gibt unterschiedliche Gründe und Ursachen für ein vermehrtes Vokalisieren unserer Stubentiger. Daher ist es für mich als Tierpsychologin sehr wichtig zu erfahren, WIE dies Miauen im Einzelnen aussieht, WANN es vermehrt gezeigt wird, WIE die Sequenzen sind, WIE der Mensch bisher darauf reagierte, WELCHE Maßnahmen bereits gesetzt wurden und ob eventuell weitere Verhaltensauffälligkeiten beobachtet wurden.

    Selbstverständlich zählt Miauen grundsätzlich zum Normalverhalten von Frau und Herr Katze. Auch wenn deutliche rassespezifische (orientalische Rassen etwa sind gesprächiger) sowie individuelle Unterschiede vorliegen, bringen Katzen großteils uns Menschen zuliebe ihr Miauen zur Perfektion. Wir Menschen kommunizieren überwiegend verbal und reagieren daher auch rascher auf verbale Signale unserer Haustiere. Katzen passten sich uns Menschen an, denn untereinander kommunizieren sie überwiegend über andere Kommunikationsformen wie etwa über Gerüche und körpersprachliches Ausdrucksverhalten.

     „Katzen erreichen mühelos, was uns Menschen versagt bleibt: durchs Leben zu gehen, ohne Lärm zu machen.“ (Ernest Hemingway)

    Durchaus kann es sich bei vermehrt auftrendem Vokalisieren auch um eine Verhaltensauffälligkeit, eine Verhaltensstörung oder eine dahinter liegende organischen Erkrankung handeln.

    An oberster Stelle steht daher eine genaue tierärztliche Abklärung, denn auf organischer Ebene gibt es verschiedene mögliche Ursachen, wie

    1. Taubheit

    2. Senilität, Demenz

    3. Schilddrüsenerkrankungen

    4. Erkrankungen des ZNS (inklusive Tumore)

    5. Bluthochdruck

    6. Schmerzhafte Erkrankungen

    Da die Ursachen mannigfaltig sein können, sind nach dieser Abklärung Art, Zeit und Häufigkeit sowie die Rahmen- und Umfeldbedingungen des Auftretens aussagekräftig. Verhalten ist immer ein sehr komplexes Geschehen und daher grundsätzlich im Gesamtkontext zu betrachten.

    • Ist das Miauen eher melodiös und tritt es vorwiegend im Beisein des Tierhalters auf? Denn dann deutet es auf Kommunikationsverhalten hin, das uns die Katze schenkt. Zumeist wurde dieses Verhalten bewusst oder unbewusst von uns verstärkt. Zudem wird insbesondere bei Katzen, die viel Zeit alleine verbringen, oftmals auch Bestrafung als Zuwendung und Aufmerksamkeit wahrgenommen. Miauen kann sich rasch zu einem nach Aufmerksamkeit heischendem Verhalten entwickeln und ist nur schwer wieder zu löschen. Katzen lernen bekanntlich schnell und haben uns noch rascher um ihre hübsche Kralle gewickelt.
    • Tritt das Miauen nur ab und wann auf, eher nachts oder eher tagsüber? Miaut der liebe Stubentiger überwiegend wenn er alleine gelassen wird, dann kann es sich um eine Angststörung handeln oder um ein ausgeprägtes Abhängigkeitsverhältnis zum Menschen. Ebenso kann die Ursache in Demenz und Senilität liegen.
    • Neben dem fast melodiös klingendem Miauen von Frau und Herr Katze gibt es auch ein eher jaulend, monoton klingendes Miauen. Es fühlt sich für uns oft als sehr unangenehm an und deutet häufig auf eine ernsthafte Störung oder Erkrankung (psychisch oder physisch) unserer Samtpfote hin. Ebenso kann sich auch hier wieder Senilität und Demenz als Ursache entpuppen oder sich eine instrumentalisierte Form des Miauens dahinter verstecken.
    • Wichtig ist zudem, wie anhaltend und häufig Frau und Herr Katze ihre Stimme einsetzen.
    • Viele Katzen sind schlicht einsam und oder müssen in reizarmer begrenzter Umgebung ihr Dasein fristen. Viele verbringen den lieben langen Tag alleine und sind auch nachts von ihrem Menschen getrennt. Katzen sind soziale, wenn auch nicht immer gesellige Zeitgenossen.
    • Angststörungen können auch bei Katzen auftreten, die bis dato Freigänger waren und dann in einer kleinen Wohnung leben sollen. Hier können sich Spannungen und Stress in der Mieze aufbauen und das Miauen hilft ihnen sich zu beruhigen. Zudem versuchen sie damit den Menschen zu motivieren hinaus gelassen zu werden. Diese Katzen wirken ein wenig wie getrieben und man spürt ihre innere Anspannung. Häufig zeigen sie unruhiges Umherwandern und Schwanzschlagen. Bei solchen Samtpfoten können situationsbedingt rascher aggressive Verhaltensweisen gezeigt werden.
    • Selbstverständlich spielt auch die Jahreszeit eine wesentliche Rolle beziehungsweise jene Zeiten der Paarungsbereitschaft und sexuellen Stimuliertheit. Katerkampfgesänge und die Melodien einer rolligen Katze bleiben einem ebenso unvergesslich in Erinnerung wie das Geplaudere zwischen einer Mutterkatze und ihrer Kitten. Des weiteren geben Kätzinnen unterschiedliche Laute von sich, je nach dem ob sie dem Nachwuchs eine Maus oder eine Ratte bringen (Prof.Dr. Paul Leyhausen).
    • Schmerzenslaute sollen freilich auch nicht unerwähnt bleiben.

     

    Beispiele für Maßnahmen, die Fingerspitzengefühl erfordern

    So sind ausreichend Kratzmöglichkeiten zum Spannungs- und Stressabbau und zur Reviermarkierung an den richtigen Stellen genauso essentiell wie Spieltherapie und eine angemessene katzengerechte Umfeldgestaltung.

    Mit anderen Worten dürfen wir auch hier wie bei jeder Verhaltensauffälligkeit, die Ursache finden und diese beheben. Bei den rassebedingten Plaudertaschen dürfen wir uns an der Kommunikationsfreude unsere Samtpfoten erfreuen. Aufmerksamkeitsheischendes Verhalten ist generell besser nicht zu unterstützen.

    Wir arbeiten auch hier wieder auf verschiedenen Ebenen mit unserer Samtpfote. Alles andere ist vergebene Liebesmüh´. Selbstredend ist Bestrafung absolut kontraproduktiv.

    Es gibt wieder einen Pool an Werkzeugen um Mensch und Tier zu einem harmonischen Miteinander zu verhelfen. Ohne die aktive Mitarbeit des Tierhalters geht es auch in diesem Fall nicht. Oft ist ein Umdenken und Umlernen des Menschen erforderlich, damit es zu einer Verhaltensänderung kommen kann. Bewusste und unbewusste Bestätigungen des unerwünschten Verhaltens etwa müssen unterlassen werden. Das ist oft schwerer getan als gesagt. Ein vollberufstätiger Tierhalter hat oft schlicht zu wenig Zeit für seine vierbeinigen Mitbewohner. In solch Fällen ist eine kompatible (!) Partnerkatze anzudenken bzw. ist es oft der verantwortungsvollste Weg, einen neuen guten Platz zu suchen und zu finden. In jedem Fall bedeutet es Zeit, Geduld, Konsequenz und auch eine Portion Gelassenheit um Erfolge zu erzielen.

     

    Da die Maßnahmen immer individuell abgestimmt werden, kann ich hier keinen allgemein gültigen Therapieplan erstellen.

     

     

     

    Gelesen 2117 mal Letzte Änderung am Montag, 18 November 2019 18:27
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