Montag, 18 November 2019 16:57

    Equus - die Entwicklung zum heutigen Pferd

    geschrieben von

    perdeentspannung

    Pferd und Mensch – Kameradschaft mit kulturhistorischem Charakter.

    Ein aktueller Anlass gibt Stoff für Diskussionen rund ums Thema Pferdefleisch. Viele von uns haben Hemmungen Pferdefleisch zu essen. Warum? Es läßt sich nur spekulieren. Pferde dienten dem Menschen geduldigst über Jahrhunderte hinweg, sei es auf der Jagd, im Kriege, bei der Feldarbeit - die Liste läßt sich fortsetzen. Die erste Beziehung zwischen Pferd und Mensch war jene zwischen Jäger und Gejagtem. Erst später wartete ein oft hartes Leben als Zug- und Lasttier. Das Reiten war ohnedies lange Zeit den Reichen vorbehalten, ausgenommen im Kriegseinsatz. Hier musste equus gleich mehrere Rollen erfüllen. Es war ebenso Fleischlieferant wie Zug- und Lasttier oder Reitpferd. Mit anderen Worten waren unser beider Leben über die Geschichte hinweg eng miteinander verwoben. Wir haben Pferden sehr viel zu verdanken. Geduldigst ertrugen sie viel Leid und wir konnten uns immer auf sie verlassen. Heute sind sie Freunde und Freizeitpartner von jung und alt. Insbesondere viele junde Mädchen lieben Pferde. Einmal mit dem Equus-Virus infiziert, fühlt man sich ihnen auf ewig nahe und immer wieder aufs Neue von ihrer Schönheit und Anmut faszinziert.

    Wer sich auf Equus einläßt, erfährt eine einzigartige Freundschaft. Wir tragen unserem Pferd gegenüber eine große Verantwortung, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und darauf Rücksicht zu nehmen. Pferde sind als Herdentiere sehr gesellig und brauchen für ihr Wohlbefinden Artgenossen. Sie müssen sich frei bewegen können und dürfen nicht einzig als Sportgerät dienen. Das wäre Missbrauch an diesen wunderbaren Geschöpfen. Einen Artgenossen kann der Mensch niemals ersetzen, dessen sollten wir uns immer bewusst bleiben!

     

    Woher stammen Pferde?  Gibt es sie, die wirklichen Wildpferde?

    Die Stammform unseres heutigen Hauspferdes, das Wildpferd (Equus ferus) war während des Pleistozäns in Nordamerika, Asien und Europa verbreitet. Es kam in verschiedenen Unterarten vor und diente damals in der Späteiszeit als Jagdbeute. Von diesen ursprünglichen Wildpferden überlebte einzig das Przewalski Pferde (Equus ferus przewalskii). Alle anderen Unterarten wurden ausgerottet. Der in Mittel- und Osteuropa beheimatete Waldtarpan (Equus ferus silvaticus) etwa, schaffte es nicht mehr ganz ins 19. Jahrhundert und das Leben des letzten südrussische Steppentarpans (Equus ferus gmelini) endete etwas später im 19. Jahrhundert.

    Wirklich wild lebend kommt heute nur noch das Steppenzebra in größerer Zahl vor.

    Als Unpaarhufer tritt das Pferd nur mit der Spitze der Mittelzehe auf und ist damit als Lauftier besser an Steppengebiete angepasst. Die Entwicklung zeigt, dass dies nicht immer der Fall war: Der Vorfahre aller Pferde war das Hyracotherium (früher als Eohippus bezeichnet) und lebte im Eozän (vor rund 55 Millionen Jahren). Damals etwa begann die Entwicklung unseres heutigen Hauspferdes. Hyracotherium war an das Waldleben angepasst und entsprechend kleiner ( rund 35 bis 50 cm Schulterhöhe). Keineswegs hatte es große Ähnlichkeit mit unseren heutigen Pferde. Hyracotherirum war gekennzeichnet durch kürzere Beine, einen gewölbten Rücken, einen kurzen Hals, und einen langen Schwanz. Es hatte zwar schon kleine Hufe an jeder der 4 Vorderzehen und drei Hinterzehen, sie ähnelten aber noch mehr den "Pfoten" eines Hundes. Auch Schädel und Gehirn waren eher klein.

    Ein langsamer Ubergang vom Hyracotherium zum Orohippus erfolgte vor rund 50 Millionen Jahren. Zähne und Zehen passten sich an die, bedingt durch den Klimawandel, entstehenden Graslandschaften an. Vor rund 47 Millionen Jahren entstand aus Orohippus dann Epihippus.

    Langsam entwickelte sich aus dem Waldbewohner ein Steppenbewohner verursacht durch das Schrumpfen der Wälder. Die Pferde mussten sich den neuen Bedingungen anpassen, wurden unter anderem größer um sich in der freien Landschaft rascher fortbewegen zu können. Die Zähne wurden härter und widerstandsfähiger durch die Umstellung von vorwiegend Laub- auf Grasnahrung.

    Mesohippus tauchte etwa vor 40 Millionen Jahren auf und erreichte bereits eine Schulterhöhe von rund 60 cm. Die Beine waren deutlich länger, ebenso der Hals und der Gesichtsschädel. Sein Rücken war weniger gekrümmt. Vorne wie hinten verfügte er über drei Zehen, vorne allerdings noch eine rudimentäre 4. Zehe und lief imgrunde wie seine Vorgänger noch auf „Pfoten“.

    Miohippus entwickelte sich erst vor etwa 36 Millionen Jahren. Sein Schädel war noch länger und insgesmt war Miohippus größer als Mesohippus.

    Die Pferdefamilie spaltete sich vor etwa 24 Millionen Jahren in verschiedene Linien auf. Einige dieser Linien starben wieder aus und es setzten sich jene durch, die sich erfolgreich auf Grasnahrung und Steppenleben umstellen konnten. Bereits damals zeigten sich langbeinige Tiere, die vorwiegend auf ihren Zehenspitzen liefen. Die Zahnentwicklung passte sich ebenso noch besser an die harte Grasnahrung an.

    Die Gattung Parahippus vor rund 23 Millionen Jahren besaß zwar auch noch drei Zehen, verfügte aber bereits über längere Zähne. Vor etwa 18 Millionen Jahren entwickelte sich dann Merychippus mit einer Körperhöhe von rund 1 m. Das Gehirn war deutlich größer und von seiner Statur ähnelte es bereits sehr unserem heutigen Pferd. Zwar hatte Merychippus auch noch drei Zehen, stand aber bereits ganz und gar auf den Zehenspitzen. Die Zahnschmelzschicht der Zähne war deutlich dicker.

    Merychippus entwickelte sich auch wieder weiter zu verschiedenen Arten und eine davon waren die Vertreter der echten Pferde. Die seitlichen Zehen verschwanden langsam bei ihnen. Pliohippus entstand vor rund 15 Millionen Jahren als dreizehiges Pferd, hatte aber schon große Ähnlichkeit mit dem modernen  Pferd. Dinohippus war bereits ein einzehiges Pferd.

    Vor rund 4 Millionen Jahren entwickelten sich dann die modernen Pferde der Gattung Equus.

    Kurzer Abriss

    Das Przewalski-Pferd wird auch „Asiatisches Wildpferd“ oder „Mongolisches Wildpferd“ genannt und unterscheidet sich als echtes Wildpferd von seinen domestizierten Verwandten durch eine höhere Chromosenzahl – 66 anstatt 64! Das Przewalski Pferd in seiner rötlich-gelbbraunen Färbung lebte ursprünglich in kleinen Herden der Mongolei. Kennzeichnend sind der Aalstrich, die schwarze Stehmähne, der lang behaarter Schweif und das weißlich abgesetzte Maul. Seine Größe beträgt rund 134 cm. Bis vor ein paar Jahren kam das Przewalski Pferd nur noch in Gefangenschaft vor, ehe Aussiedelungen in der Mongolei begannen.

    Der Tarpan wird unterteilt in Wald- und Steppentarpan. Sie waren beide in Ost- und Miteleuropa heimisch, ehe sie ausstarben. Der Waldtarpan Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Steppentarpan starb 1879/80 aus. Der Mensch war an seinem Verschwinden von der Bildfläche Erde mitbeteiligt. Heute existieren Nachzuchten aus Koniks und Panjepferden.

    Zu den verwildert lebenden Pferden zählen etwa die weißen Camargue-Pferde im Rhone-Delta Südfrankreichs.

    Oder die verwildert lebenden Dartmoor-Ponys und Exmoor-Ponys in England.

    Nicht zu vergessen seien die Mustangs in Nordamerika. Sie sind Nachkommen verschiedener Hausrassen, die einst von den spanischen Konquistadoren in die Neue Welt mitgebracht wurden.

    Als Primitivrasse kann man die Huzulen bezeichnen. Man findet sie in Osteuropa, wo sie großteils als Trag- und Zugpferde eingesetzt werden. Sie stammen aus der „Huzulei“, einem Gebiet in den Ostkarpaten nördlich des Flusses Bistritz.

    Dies war nur ein sehr kurzer Einblick. In einem späteren Kapitel werde ich auf verwildert lebende Pferde, weitere alte Pferderassen und ihr Leben eingehen.

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