Montag, 18 November 2019 15:27

    Katzen aneinander gewöhnen...

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    ...oder wie gelingt eine Zuammenführung von Katzen

    relaxing cat

    Katzen sind als Säugetiere durchaus soziale Geschöpfe, allerdings mit teils großen individuellen Unterschieden. Nicht zuletzt bedingt durch die Erfahrungen in den frühen sensiblen Phasen. Gesellig sind hingegen nicht alle Katzen. Zudem sind ihre Toleranzen das Revier zu teilen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Annäherung zwischen zwei einander bis dato fremden Katzen kann freundlich, neutral oder aggressiv bestimmt sein. Da wir Katzen nach ihren Distanzregeln agieren lassen müssen, ist eine langsame Annäherung bei dem Zusammengewöhnen zu bevorzugen.

    Wählt man eine Katze als zukünftiges Haustier, sollte man zwei Katzen zu sich nehmen, wobei die Geschlechtsunterschiede berücksichtigt werden sollten:

    → Man tut gut daran, zwei gleichgeschlechtliche Tiere auszuwählen. Kater und Kätzin zeigen bereits früh ihr unterschiedliches Spielverhalten. Die von den Katern bevorzugten Kampfspiele bedeuten für Kätzinnen überwiegend Stress. Weibliche Tiere bevorzugen Objektspiele und zeigen vermehrt affiliatives Verhalten. Allerdings lehrte mich die Praxis auch hier, dass Ausnahmen die Regel bestätigen.
    →  Auch altersmäßig sollten die Tiere zusammenpassen. Eine alte Katze ist mit einem Jungspund schlicht überfordert. Wenn die alte Katze immer alleine gelebt hat, dann sollte man dies auch so beibehalten. Ist eine Partnerkatze verstorben, so sollte man der Katze eine Trauerphase von etwa 6 Wochen gewähren. Ist sie bereits älter und man möchte wieder eine Katze dazu nehmen, dann entweder ein etwas jüngeres Tier oder ein Pärchen von zwei Jungtieren. Diese beschäftigen sich mit etwas Glück miteinander und lassen das Alttier in Ruhe. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.
    → Zudem sollte man darauf achten, wie selbstbewusst die Katze ist und beobachten, ob Mobbing stattfindet. Mobbing bedeutet Dauerstress und Psychosomatische Erkrankungen (etwa Magen-Darmerkrankungen wie Gastritis, Blasenentzündungen....) können die Folge sein.
    → Manche Rassen passen besser zueinander und manchmal sogar gleiche Farben.

    Als vorbereitende Maßnahme VOR dem ersten direkten Zusammentreffen, ist der Austausch der Katzengerüche zu empfehlen. Einerseits durch das Tauschen der jeweiligen Katzendecken und andererseits der direkte Pheromonaustausch zur Unterstützung eines einheitlichen Sippen-, Gruppengeruchs unter den Katzen. Die Katzendecken beinhalten nicht nur den Duft der freundlichen Gesichtpheromone und werden mit einigen Leckerbissen gereicht. Um den Sippengeruch herzustellen, wischt man die beiden Stubentiger (bei mehreren Katzen eine nach der anderen) abwechselnd an den Backen, am Kinn, an den Mundwinkeln, auf der Stirn... mit je einem Baumwolltuch ab. Dort sitzen die Drüsen für die freundlichen Gesichtspheromone. Danach legt man das jeweils mit Pheromonen getränkte Tuch in das Zimmer der anderen Katze und unmittelbar daneben ein paar Futterbrocken. Auf diese Weise sollen positive Assoziation mit dem von uns hergestellten Gruppengeruch erwachsen.  Der Mensch fungiert sozusagen als sozialer Vermittler. Eine Rolle, die gemeinhin eine Katze in der Gruppe übernimmt (inklusive des Geruchs der Menschen). Denn, wer nicht diesen Gruppengeruch trägt, gilt als fremd. Feliway Pheromonstecker vermitteln als Diffuser zusätzlich ein allgemeinses Wohlfühlgefühl. Da die Katzen den Takt vorgeben wie rasch wir vorgehen können, ist es in beiden Fällen ratsam, gut auf die Reaktionen der Miezen zu achten und sich daran zu orientieren.

    Am besten bringt man den Neuankömmling zuerst in einem separierten Zimmer unter, ohne dass die alteingesessenen Tiere in wittern können. Je nach Charakter und Wesen des Neuankömmlings werden nach ein bis drei Tagen vorsichtig beiden Katzen die Gerüche des jeweils anderen nahe gebracht und der Gruppengeruch hergestellt. Die neue Samtpfote sollte zudem die Chance und Möglichkeit erhalten, ungestört das neue Gebiet erkunden zu können. 

    Erstbegegnungen verlaufen sehr unterschiedlich. Eine Gittertür für den Anfang oder ein Käfig erleichtern eine geschützte Annäherung ebenso wie ein Katzengeschirr, um heftiges Aneinandergeraten zu vermeiden. Auseinandersetzungen hinterlassen leicht Spuren und daher ist besser Vorsicht geboten. Nach einem Bruch in einer Katzenfreundschaft kann man die Katzen, vornehmlich den Aggressor, ebenfalls an ein Katzengeschirr gewöhnen um so eine gesicherte Widerannäherung zu gewährleisten.

    Bei in sich ruhenden Tieren klappt es durchaus auch, dass wir die neue Katze alles in Ruhe erkunden lassen, wie etwa wo es die wichtigen Fluchtwege gibt, und danach die Türe einen Spalt öffnen um das heimische Tier herein zu lassen. Immer nur eine Katze hinzu lassen! Im überwiegenden Fall liegt dann die Initiative zur näheren Begegnung bei der heimischen Katze. Je nach ihrem Temperament, ihrer Sozialisation und Selbstsicherheit, nähert sie sich mehr oder weniger langsam und geduckt an die fremde Katze an um sie zu beschnuppern. Indem wir die neue Katze  zuerst in das neutrale Zimmer bringen und sie in erhöhter Position Platz nehmen lassen, verschaffen wir ihr einen Startvorteil. Denn, wer zuerst vor Ort ist hat Vorrang und wer erhöht sitzt ist hier und jetzt in der sozial überlegenen Position.

    Bei Erstbegegnungen sind Fauchen und auch Tatzenhiebe im Sinne eines Abwehrverhaltens zur Distanzvergrößerung normal. Alles im Rahmen versteht sich.

    Oder man lässt die neue Katze alles erkunden und gibt ihr dann ein Zimmer mit Kisterl, Futter, Wasser, Schlafplatz, Spielmöglichkeiten, wo sie sich aklimatisieren kann. Wenn es sich um ein scheueres Tier handelt, darf sie sich mal an ihr Rückzugszimmer gewöhnen. Auch hier bitte unbedingt wieder an den Geruchsaustausch denken. Die Zimmer der Katzen sollten man regelmäßig tauschen, damit sich keine „festsetzt“.

    Schlechte Prognosen für eine Zusammenführung liegen dann vor, wenn sofort ein direkter Angriff ohne vorherigen Kontaktaufnameversuch  erfolgt. Oder, wenn ein sehr heftiger Angriff nach einer Kontaktaufnahme erfolgt. Hier ist unbedingt einzugreifen und die Katzen sind zu trennen. Zumindest für eine Stunde, wenn nicht länger, müssen die Tiere räumlich von einander getrennt werden und auch nicht vom Halter angefasst werden. Die Erregungslage ist sehr hoch und so kommt es rasch zu einer umgerichteten Aggression auf den Halter. Katzenbisse sind gefährlich und daher tunlichst zu vermeiden und sofort ärztlich zu versorgen.

    Viel in der Kommunikation zwischen den Katzen entgeht uns Menschen schlicht. Einerseits, weil ihr Verhalten in der Kommunikation oft sehr komplex und subtil ist und andererseits, weil wir die geruchliche Kommunikation nicht wahrnehmen.

    Vielleicht ist es interessant zu wissen, dass Katzen geringfügig kurzsichtig sind. Aus diesem Grund sind die wichtigen Signale auf nahen Distanzen Bewegungen, Geschwindigkeit der Bewegung und die generelle Körperhaltung / Silhouette. Unhöflich gilt unter Katzen das Anstarren. Meist ist in diesen Fällen eine Spannung im Oberlid zu beobachten sowie nach vorne gerichtete Schnurrhaare. Unter anderem ist es wichtig darauf zu achten, in welcher Haltung sich Schwanz und Kopf befinden. Ängstliche und wenig selbstsichere Katzen etwa, tragen Kopf und Schwanz eher unten und wirken oft verspannt. Bei einer aggressiven Annäherung erfolgt diese sehr direkt und rasch mit sehr tiefem Kopf und der Blick wird nicht abgewandt. Daran sieht man, dass auch die Geschwindigkeit der Annäherung bereits Auskunft über die Absichten geben kann. Direkt vor einer offensiv aggressiven Attacke sind die Pupillen der Katze geschlitzt. In Angst und Panik sind sie geweitet. Allerdings ist der Lichteinfall immer mitzuberücksichtigen. Unsichere Katzen machen durch ihre Körpersprache auf Katzen ohne sozialer Kompetenz manchmal einen verdächtigen Eindruck und werden unter Umständen dann lieber gleich im Vorfeld verprügelt. So nach dem Motto: sicher ist sicher.

    Dringt eine Katze in den persönlichen Raum einer anderen ein und will aber weder näheren  Kontakt noch einen Konflikt provozieren, dann „tut sie so, als wäre keiner da“. Der Schwanz ist hier auch unten getragen, aber die Katze blickt weg, der Blick wird also abgewandt. Das sogenannte „Umherschauen“ der Katze ist auch ein interessantes Verhalten. Hierzu in einem anderen Kapitel.
     
    Die nose-to-nose Begrüßung ist die typische freundliche Katzenbegrüßung und natürlich wenn der Schwanz aufrecht getragen wird. Kaum bei Erstbegegnungen.

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