Anhand von Speichelproben und anderen Messdaten haben Wissenschaftler nachgewiesen, dass Hunde den Stresspegel bei Kindern senken können - vor allem bei denen, die ihr Vertrauen in Erwachsene verloren haben:
Helfen Hunde dabei, alte Wunden zu heilen?
Um zu verstehen, was dies für die praktische Arbeit mit traumatisierten Kindern bedeutet, muss man wissen, wie die Psychologie menschliche Bindungen definiert. Sie teilt soziale Beziehungen ein in "sicher", "unsicher" und "hochunsicher gebunden". Sicher gebunden ist beispielsweise ein Kind, das von seinen Eltern in den Arm genommen wird, wenn es weint oder Angst hat. Es lernt bereits in frühen Jahren fürs Leben, dass es mit seinen Sorgen ernst genommen wird, dass man ihm helfen will. Bei einem unsicher gebundenen Kind ist das anders: Da weisen die Eltern ihr Kind ab und überlassen es sich selbst. Ein hochunsicher gebundenes Kind schließlich hat Eltern, die ihm Gewalt antun, es misshandeln oder missbrauchen. Die engsten Bezugspersonen werden selbst zum Auslöser von Angst.
Nun hängen aber Stress und Bindung nach Auffassung von Henri Julius, dem Psychologen und Mitinitiator der Studie, eng zusammen. Da wir alle nun mal hochsoziale Wesen sind, so der Rostocker Wissenschaftler, können wir jeglichen Stress, der aus unserem Zusammenleben erwächst, nur reduzieren, wenn wir miteinander in engen Kontakt treten, uns in den Arm nehmen, umeinander kümmern. Unsicher gebundene Kinder haben diesen Trost nicht, von daher bleiben ihnen nur eingeschränkte Möglichkeiten, mit Stress umzugehen. Meist behelfen sie sich mit Ablenkung.
Hochunsicher gebundenen Kindern fehlt sogar das, sie kennen keine probaten Strategien der Stressbewältigung. Verschlimmernd kommt hinzu, dass die im Elternhaus erlernten Bindungsmodelle auf andere Beziehungen übertragen werden. "Ein Kind, das unsicher gebunden ist", sagt Julius, "rechnet auch bei seinem Lehrer mit Zurückweisung. Ein Kind, das hochunsicher gebunden ist, wird davon ausgehen, dass es von seinem Lehrer ebenfalls geschlagen, vernachlässigt oder missbraucht wird. Kinder erwarten von ihren neuen Bezugsfiguren immer das, was schon die alten Bezugsfiguren getan haben." Das ist der Grund, warum Therapeuten, Lehrer oder andere Personen, die sich einem solchen Kind nähern möchten, nur unter allergrößter Mühe Zugang zu ihm finden können.
Offenbar gelingt Hunden, was den Menschen versagt bleibt. Überraschenderweise, und das ist ein zentrales Ergebnis der D.A.CH.-Studie, findet der Hund eine Tür. Denn "diese Beziehungsmuster, die die Kinder haben", sagt Julius, "werden zwar auf andere erwachsene Bezugsfiguren übertragen, aber nicht auf Hunde. Das ist das Faszinierende." Hunde können demnach Bindungspartner für Kinder werden und in dieser Rolle wichtige Funktionen erfüllen. "Eine der wichtigsten Bindungsfunktionen", sagt der Psychologe, "ist die Stressreduktion."> (www.dogs-magazin.de)