Montag, 18 November 2019 15:29

    Ressourcenverteidigung

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    ...aus „SPASS AN DER FREUD“? SCHLECHT ERZOGEN? VERWÖHNT?

    Eine umfangreiche Thematik mit großen individuellen Unterschieden, daher hier nur ein Einblick.

    ressourceRessourcen zu verteidigen ist ein weit verbreitetes Verhalten unserer Hunde und KEINE Verhaltensstörung, sondern in der Natur durchaus sinnvoll. Es handelt sich weder um ein dominantes noch um respektloses Verhalten dem Menschen gegenüber. Ressourcenverteidigung hat zudem nicht ausschließlich mit der Rangordnung zu tun. Hunde, die Ressourcen verteidigen, zeigen oft zusätzlich problematisches Verhalten wie Scheuheit, unterwürfiges Urinieren, mangelndes Vertrauen. Also das Gegenteil dessen, was wir gemeinhin als dominantes Verhalten bezeichnen. Manche von ihnen mögen außerdem keine oder nur bedingt körperliche Berührungen.

    Ressourcenverteidung findet sich quer durch den Gemüsegarten der Hundevielfalt. Durch alle Rassen, bei jung und alt und bei allen erdenklichen Lebensgeschichten. Zudem hat weder ein schlechter Gehorsam mit der Verteidigung von Ressourcen zu tun noch die Meinung vieler, dass diese Hunde schlicht verwöhnt und verzogen seien. Viele äußerst wohl erzogene Hunde mit gutem Benehmen verteidigen ihre Ressourcen.


    Das Trainings-Prinzip ist:
    Von einem „DAS GEHÖRT MIR“ über ein „DAS GEHÖRT UNS“ zu einem „OK-ES GEHÖRT DIR“ !

    Porphylaktisch können wir bereits mit unserem Welpen arbeiten, indem wir seine Ressource durch eine viel tollere austauschen. Eine Ressource aus Trainingsgründen einfach wegzunehmen und dies vielleicht auch noch einige Male zu wiederholen kann zu Frustration führen und damit erst ein ressourcenverteidigendes Verhalten provozieren und erzeugen. Ziel ist also, der Austausch der jeweiligen Ressource einhergehend mit dem Hervorrufen positiver Gefühle bei unseren Hunden. Er soll Angenehmes verknüpfen.

    Je „normaler“, "selbstverständlicher" wir mit unseren Hunden umgehen, desto besser. Hunde brauchen wie Kinder Grenzen und eine klare Linie in der Erziehung. Insbesondere wenn Kinder im Haushalt leben gibt es keine Diskussion und darf ein ressourcenverteidigendes Verhalten niemals auf die leichte Schulter genommen werden. Wir dürfen Verhalten unterbrechen, wenn es in dieser Sekunde geschieht. Wir müssen aber darüber nachdenken, wie wir die so entstandene Lücke füllen. Denn, reine Bestrafung unterbricht ein Verhalten nur vorübergehend. Jeder Hund ist anders, jede Situation ist anders, daher ist immer wieder Fingerspitzengefühl gefordert und eine gute Beobachtungsgabe gefragt. Im Training ist ein langsames systematisches Vorgehen wichtig. Auch wir Menschen müssen oft an uns arbeiten wie wir dem Hund gegenüber auftreten. Ein selbstsicheres, gelassenes und vertrauenswürdiges Auftreten ist von Vorteil.

    Hund haben unterschiedliche Präferenzen und häufig werden mehrere Ressourcen verteidigt. Beispiel:
    → Futter + Futterschüssel + Wasserschüssel
    → begehrtes Spielzeug oder andere Dinge wie Stöckchen, Utensilien / Wäsche des Menschen
    → bevorzugte Schlaf- und Liegeplätze: der Klassiker ist das Bett, das Sofa

    Die Intensität der Verteidigung einer Ressource hängt neben ihrem Wert für den Hund auch davon ab, WER sich seiner Ressource annähert. Auch hier machen Hunde gerne große Unterschiede. Manche verteidigen auch ihren Besitzer als sehr wichtige Ressource, insbesondere gegen andere Hunde. Zudem kann sich die Intensität der Verteidigung verstärken etwa  Hund mit Lieblingsspielzeug auf dem Bett.

    Die am häufigsten verteidigte Ressource ist klassisch das
    1. FUTTER: angefangen bei der bloßen Annäherung an die leere Futterschüssel - über wenn der Hund frisst - bis dahin, wenn wir ihm etwas abnehmen wollen.

    Weitere Ressourcen mit unterschiedlicher Präferenz
    2. Gegenstände
    3. Orte
    4. Besitzer inklusive Streicheleinheiten

    Da es große individuelle Unterschiede im Durchlaufen des Drohverhaltens gibt, ist es notwendig, daß der Hundehalter gut beobachtet und ein schriftliches Protokoll anfertigt. Denn je genauer die Auslöser bekannt sind, desto einfacher ist die Behandlung!

    Bei manchen läuft es klassisch ab mit Einfrieren – Knurren – Zähne fletschen – Schnappen → und erst wenn alle Drohungen nichts bewirken, dann wird zugebissen. Dieses klassische Durchlaufen entspricht einer hohen Reizschwelle und stellt das Ideal dar.

    ABER: nicht immer läuft es so klassisch ab, wie dies bei einer niedrigen Reizschwelle der Fall ist. Diese Hunde lassen keine Veränderung in ihrem Verhalten beobachten und beissen plötzlich ohne Vorwarnung zu.

    Für Prognosen in der Verhaltenstherapie sind neben dem sehr individuellen Lerntempo auch das „Temperament“ des Hundes wesentlich. Wie impulsiv ist sein Verhalten? Wie siehts mit seiner seiner Frustrationstoleranz aus? Wie mit der Reizschwelle und der Beißhemmung?

    Lernen ist ein Prozess und auch Hunde haben unterschiedliche Lerntempi. Dies ist einerseits Anlage bedingt und andererseits auch davon abhängig, in welch abwechslungsreicher Umwelt der Hund aufwuchs. In einer sehr reizarmen Umgebung kann sich das Hirn nicht genauso entwickeln wie in einer abwechslungsreichen Umgebung. Dann, hat Ihr Hund gelernt zu lernen?

    WICHTIG sind Managementmaßnahmen um etwaige Rückschläge zu vermeiden und eventuellen Konfliktsituationen vorzubeugen.

    Da Hunde schlecht generalisieren, muss mit jeder Ressource einzeln trainiert werden. Daher muss der Hundehalter zu Anfang eine Liste aller Ressourcen erstellen, die der Hund verteidigt. Auch mit hündischen Schwerpunkt auf der jeweiligen Ressource.

     

    TRAINING:

    Das Training wird systematisch und in kleinen Etappen aufgebaut, damit  sich die einzelnen Schritte auch auf geistiger und emotionaler Ebene festigen können.

    Im ersten Schritt geht es einfach nur darum, dem Hund aufzuzeigen, worum es bei der ganzen Sache eigentlich geht und um mit diesem Training vertraut zu werden. Daher finden diese ersten Tauschübungen mit für den Hund belangslosen Dingen statt. Wir müssen immer daran denken, dass wir positive Gefühle im Hund hervorrufen wollen und müssen wir ihm helfen leichter zu verstehen, was wir wollen „was Sache ist“. Man kann es als eine Art Vorbereitung für Mensch und Tier auf das folgende eigentliche Training mit begehrten Ressourcen verstehen. Wir laufen uns gemeinsam warm, wenn man so will. Die ganze Sache soll dem Hund Freude bereiten, seine Gefühlsebene ansprechen.

    Die Trainingspläne werden an die jeweilige Situation von Mensch und Tier angepasst. Berücksichtigt werden unter anderem das individuelle Lerntempo, die Heftigkeit und Häufigkeit der Verteidigung einer oder mehrerer Ressourcen.


    Ein Wort zur VORBEUGUNG:

    → vorausschauendes Handeln wie frühzeitige Wahrnehmung von leckeren "Dingen" auf der Straße

    → Berührungsübungen beim Welpen: Der Hund soll damit einfach lernen, sich bei Berührungen überall auf seinem kleinen Körper gut zu fühlen. Sie sollen ihm vertraut werden. Gute Gefühle können beim Welpen durch Spiel erzeugt werden. Es müssen nicht immer Leckerli sein, manchmal sind auch Zuwendung und Lob gute Verstärker. Besonders tolles Futter ist meist schwer zu toppen.

    → Vorbeugendes Training im Sinne des regelmäßigen Austausches diverser Kauutensilien und Spielzeug gegen besonders schmackhafte Leckerbissen.

    → Eine weiter Möglichkeit ist sich etwa einen Kauknochen mit dem Hund zu „teilen“: wir halten den Kauknochen an einer Seite fest, während unser Hund an der anderen Seite herumkiefelt. Die Draufgabe wäre dann noch, wenn sich unser Hund während dessen von unserer freien Hand berühren läßt und dies als angenehm wahrnimmt.

     

    Die BEISSHEMMUNG des jungen Hundes muss gewissermaßen erst „ausreifen“ und trainiert werden. Am einfachsten geschieht dies in einer gut geführten Welpengruppe.

    Wichtig ist die Arbeit an der IMPULSKONTROLLE des Hundes wie etwa durch recht einfache BLEIB-Übungen.

     

     

     

     

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