Zudem kann zwischen Spielaggression und Jagdaggression unterschieden werden:
- Jagdverhalten hat im Gegensatz zum Spiel, eine organisiert klare Verhaltenssequenz.
- Kennzeichnend für das Spiel ist, dass die Verhaltenselemente wahllos abwechseln und dass alle Teilnehmer Spaß daran haben. So finden sich viele Verhaltenselemente der Jagd im Spiel und die Übergänge zwischen Spiel und Jagd sind oft fließend. Im Spiel lernt die Katze wie jedes andere Jungtier auch, die Kontrolle über die motorische Aktivtät und die Intensität des Kratzens und Zubeißens wird erlernt (→ Beisshemmung). Hier ist besonders die sensible Phase von der 2. - 7. Lebenswoche zu erwähnen.
- Sehr wichtig ist zudem, dass die junge Katze durch das Spiel mit Geschwistern und durch die Erziehung der Mutter im Alter bis zur 9. - 12. Lebenswoche emotionale Selbstkontrolle lernt. Katzen lernen im Spiel und im sozialen Umgang mit Seinesgleichen die Kontrolle über Zubeissen und den Einsatz ihrer Krallen. Das soziale Spiel wird ab der 3. Lebenswoche mit Geschwistern und der Katzenmutter erlernt. Daher sollte man Katzen nie zu jung aus der Katzenfamilie zu sich nehmen. Man nimmt der kleinen Katze unglaubliche Lernchancen, die für den Rest des Lebens wichtig sind. Auch wir Menschen sollten nie rauhes Spiel mit unseren Jungkatzen fördern oder die Katze mit unseren Händen spielen lassen. Es gibt Alternativen an Spielzeugen im Handel, im Haushalt, selbst gebastelt. Es braucht nicht viel um unseren Stubentiger eine tolles Spiel mit Jagdeinlagen zu beschehren.
Heftige Spielaggression kann zudem ein Symptom für eine Hyperaktivitätsstörung, einer dyssozialen Persönlichkeitsstörung oder einer Störung durch mangelnde Stimulation in einer reizarmen Umwelt sein.
- Umgerichtete Aggression kommt häufig vor und kann eine Katzenfreundschaft zerbrechen lassen. Das klassische Beispiel ist Kater „Leo“, der auf der Fensterbank sitzt und im Garten vor dem Fenster, der Terrassentüre Nachbars Kater durch sein Revier marschieren und vielleicht noch markieren sieht. Da er nicht hinaus kann um den Eindringling zu vertreiben, reagiert er seine aufgestaute Energie an seiner alten Freundin „Ginger“ ab, die sich leider genau zu diesem Zeitpunkt an seine grüne Seite begeben will, weil es am Fenterbankerl gar so warm und nett ist. Mit Glück bleibt es bei dieser einmaligen Attacke. Leider ist dies nicht immer der Fall, denn: Für „Leo“ mag die Sache erledigt sein. „Ginger“ kann sich aber so erschreckt haben, dass sie in dieser Angst bleibt und als Folge bei jeder neuerlichen Begegnung mit "Leo" aus Selbstschutz heraus nun aggressiv auf "Leo" reagiert. Die Freundschaft ist zerbrochen. Solch zerbrochene Katzenfreundschaften sind übel. Mit viel Geduld kann man unter Umständen eine neue Freundschaft zwischen den beiden aufbauen, doch leider klappt dies nicht immer.
- Sehr häufig findet sich bei der Wohungskatze das „Problem“ des umgerichteten Jagdverhaltens. Sehr häufig ist das Raubtier Katze bei reiner Wohnungshaltung schwer unterfordert und so richtet sie ihr Jagdverhalten, ihre überschüssigen und oft aufgestauten Energien gegen ALLE mehr oder weniger bewegten Objekte. Dazu zählen auch alle bewegten menschlichen Körperteile wie Füsse, Hände, Beine und sogar der Kopf. Auch Hunger durch etwa restriktive Fütterung kann umgerichtetes Jagdverhalten auslösen.
- Katzen suchen zwar oft unsere Nähe, legen sich vielleicht auf unseren Schoß, wollen aber nicht immer gestreichelt werden. Noch öfter entgehen uns ihre Warnsignale und so greift unser Stubentiger dann zu deutlicheren Massnahmen. Hat eine Katze einmal gelernt, dass ihre subtilen kätzischen Warnsignale vom Menschen nie wahrgenommen geschweigedenn respektiert werden, wird sie immer rascher zu eindeutigeren Zeichen ihres Unmuts greifen! Jedes Tier spricht in seiner Sprache, wir dürfen uns bemühen ihre Sprache zu erlernen und ich unterstütze Sie gerne darin! Es hat sehr viel mit Wahrnehmungsschulung zu tun – das als kleiner Tipp vorweg. Kinder lernen die Fremdsprache Hündisch, Kätzisch, Pferdisch... oft spielerisch einfach, wie jede andere Fremdsprache auch. Wir Erwachsenen brauchen manchmal Nachhilfeunterricht wie bei jeder anderen Fremdsprache.
Inwieweit es sich um eine wirkliche Verhaltensstörung handelt, kann ich nur durch ein persönliches Gespräch erfassen. Zum Glück gibt es einen reichen Pool an Werkzeugen aus den Bereichen der Spieltherapie und der ökoethologischen Therapie.